Zuugle Science

Im Auftrag von „Bahn zum Berg“ beleuchtet eine neue wissenschaftliche Studie der Universität für Bodenkultur erstmals die Planungsgewohnheiten von Bergsportler:innen.

Für die NPO “Bahn zum Berg” stand das Jahr 2022 ganz im Zeichen der Entwicklung von Zuugle, der Suchmaschine für öffentlich erreichbare Bergtouren. Durch eine Förderung des österreichischen Klimaschutzministeriums, die engagierte Projektleitung Martin Heppners und vielen ehrenamtlich investierten Stunden der Vereinsmitglieder konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. 

Ende April 2022 ging die erste, reduzierte Zuugle Version online und ermöglicht es Bergsportler:innen seitdem, von ihrem Startbahnhof ausgehend nach öffentlich erreichbaren Touren zu suchen.

Zur Zeit enthält Zuugle etwa 9.000 garantiert öffentlich erreichbare Bergtouren in Österreich und Bayern und wird sukzessive weiter ausgebaut. Auch der Österreichische Alpenverein erkannte das unglaubliche Potential der Suchmaschine und so findet man alle öffentlich erreichbaren Alpenvereinaktiv – Touren auf Zuugle – natürlich mit den zusätzlichen Informationen zu An- und Abreise.

Warum fahren wir eigentlich nicht mit der Bahn zum Berg? 

Parallel zur technischen Weiterentwicklung wurde das Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur mit einer wissenschaftlichen Begleitforschung beauftragt. Dr. Maria Juschten, MMSc. und Benedikt Preyer, B.Sc, untersuchten, welche Hürden die Planung öffentlich erreichbarer Bergtouren aus Sicht der Bergsportler:innen mit sich bringt und wie diese überwunden werden können. Dafür wurden 39 teilnarrative Interviews in Zügen und auf Wanderwegen in Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark durchgeführt und systematisch ausgewertet. Die Studienergebnisse wurden anschließend beim “Journal of Outdoor Recreation and Tourism” zur Veröffentlichung eingereicht.

Dabei zeigte sich, dass vor allem die gleichzeitige Suche nach Informationen zu den Bergtouren selbst und deren ÖV-Erreichbarkeit zahlreiche kognitive Hindernisse mit sich bringt. Vor allem Personen mit wenig (Berg-)erfahrung und Vorwissen im Umgang mit gängigen Apps, Kartenmaterial und Webseiten tun sich schwer mit der Verknüpfung von Touren- und Anreiseinformationen. Dazu gesellten sich weitere strukturelle Hürden wie die z.B. teils schlechte oder gar keine ÖV-Erreichbarkeit, fehlende Zeit für die ÖV-Planung und die mitunter längeren Fahrtzeiten sowie die schwierige Zugänglichkeit der entsprechenden Informationen (z.B. Name der nächstgelegenen Haltestelle am Start- und Endpunkt der Wanderung). Persönliche oder situative Aspekte wie die Gruppenzusammensetzung, das eigene Mindset oder das Wetter hatten einen zusätzlichen Einfluss auf die  Wahl des Verkehrsmittels für Bergtouren.

Im Umgang mit diesen Hürden zeigten die Bergsportler:innen verschiedene Coping-Strategien. Dazu gehörte zum Beispiel die zeitliche oder räumliche Anpassung der Tour, um näher am Bahnhof zu starten/enden oder weniger Wartezeit zu haben. Manche Bergsportler:innen griffen auch spontan auf andere Verkehrsmittel (z.B. Taxi, Autostoppen) zurück, um den Weg zum nächsten Bahnhof zu überbrücken.

Planungstypen

Bei der Analyse der Hürden und Coping Strategien zeigte sich, dass Bergsportler:innen je nach eigenem Erfahrungslevel und Vorwissen bereits sehr unterschiedlich an die Planung von ÖV-Touren herangehen.

Dabei ergaben sich 4 Planungstypen: Typ 1 hat wenig Erfahrung mit der Planung von Öffi-Touren und  bevorzugt Tourinformationen, Anreisebeschreibung und Fahrpläne aus einer Quelle, wie sie Bücher und Broschüren bieten. Typ 2 orientiert sich an bekannten und gut erreichbaren Haltestellen und sucht von diesen ausgehend gezielt nach Bergtouren. Typ 3 lässt sich durch Bilder oder Erzählungen inspirieren, legt sein Ziel (z.B. Gipfel, Hütte oder konrkete Tour) fest und sucht vom Ziel ausgehend nach Schnittpunkten der Touren mit Bahn- und Buslinien und greift ggf. auf das Auto zurück, falls die gewünschte Tour öffentlich nicht gut erreichbar ist. Typ 4 geht ohne feststehendes Ziel in die Planung; er orientiert sich am ÖV- und Wanderwegenetz und entwickelt daraus seine individuelle Tour. 

Auf den ersten Blick erscheint Zuugle wie gemacht für Typ 1, aber auch alle anderen Planungstypen können von Zuugle profitieren: Etwa neue Inspirationen für öffentlich erreichbare Gebiete oder Bahnhöfe und Haltestellen als Ausgangspunkte (Typ2 & 4) oder ggf. ÖV-zugängliche Touren zu den gewünschten Zielen zu finden (Typ 3).

Ausblick

Nun gilt es, die Learnings der umfassenden Studie bei der Weiterentwicklung von Zuugle umzusetzen und noch mehr Bergsportler:innen fürs Zugfahren zu gewinnen und zu begeistern. Martin Heppner zu den Ergebnissen der Studie: „Die neuen Erkenntnisse aus dieser Studie stellt unser Team vor neue, interessante Aufgaben. Es bleibt auf jeden Fall spannend.“

© 2022 Bahn zum Berg. Foto: Christian Holzinger
© 2022 Bahn zum Berg. Foto: Christian Holzinger

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Veronika Schöll, Pressekontakt bei
Pressekontakt Veronika Schöll

Veronika Schöll steht dir als Pressekontakt unter presse(a)bahnzumberg.at für alle Fragen rund um die Tätigkeiten des Vereins "Bahn zum Berg" zur Verfügung. Sie weiß aus ihrer langjährigen Tätigkeit im Tourismus, wie wichtig eine intakte Umwelt für unsere Lebensqualität ist und dass wir das, was wir lieben, schützen müssen. Deshalb hat sie mit Martin und Peter 2020 den Verein "Bahn zum Berg" gegründet und ist seitdem mit viel Engagement bei der Sache.